Musikalische Aufführungskunst

Der Bereich Musikalische Aufführungskunst (MAK) erforscht die musikalische Performance in ihrer Gesamtheit, einschließlich nicht nur der Interpretation westlicher klassischer Musik, sondern auch der Arbeit zeitgenössischer Composer-Performers, experimenteller und jazzbasierter Improvisator*innen, Volksmusiker*innen und vieles mehr. Im Sinne einer ganzheitlichen Beforschung wird mit einer Vielzahl von Methoden die Perspektive der produzierenden Seite, d. h. der Musiker*innen, in den Mittelpunkt gestellt, während auch die Beziehungen zur rezipierenden Seite (Publikum), zu anderen am Musikgeschehen beteiligten Akteur*innen (z. B. Komponist*innen, Instrumentenbauer*innen und Techniker*innen) sowie am Diskurs beteiligten (z. B. Kurator*innen, Kritiker*innen und Wissenschaftler*innen) berücksichtigt werden. MAK integriert dabei diverse Aufführungstraditionen, lotet deren Potenziale aus und erprobt diese.

Musikalische Aufführung existiert als Klang, Aktion, Interaktion und Beziehung: Sie braucht die Aufführenden mit ihrem*seinem Körper und Instrument, aber ebenso die Mitmusizierenden. Darüber hinaus benötigt sie Räume und Ausrüstung, um gehört zu werden. Wo genau die Grenzen der Kunst des Performativen liegen, hängt vom Kontext ab und hat historische Hintergründe und örtliche Verankerungen. Die Musikalische Aufführungskunst birgt eine große Forschungsgelegenheit, da bereits in der untenstehenden Übersicht reichhaltige Beziehungs- und Spannungsfelder erscheinen.

AR in MAK nimmt die Komplexität der oben beschriebenen performativen Umgebung als Grundlage, um Fragen anzusprechen, die nicht nur für Praktiker*innen, sondern auch für die (musikalische) Kultur im Allgemeinen und für transdisziplinäre Wissensgebiete von Interesse sind. Beispielsweise untersuchen diverse aktuelle AR-Forscher*innen in MAK die historische Rolle und den Status von Musikwerken in der westlichen klassischen Musik. In Verbindung mit diesem Thema kritisiert sie auch kulturspezifische Arbeitsteilungen in der Musik wie Komposition, Aufführung, Rezeption, Wissenschaft und Produktion sowie deren Einfluss auf die Bildung. Darüber hinaus wird die Reichweite dieser Fragen durch Experimente mit Präsentationskontexten, darunter Video- und Audioaufnahmen, webbasierte Formate und Aufführungen außerhalb konventioneller Aufführungsräume erweitert.

Der Forschungsschwerpunkt Musikalische Aufführungskunst wird vorwiegend von den Univ.-Professor*innen Lucia D’Errico und Christopher A. Williams und der Univ.-Assistentin Ana Velinovska vertreten. D’Errico und Williams ergänzen sich sowohl hinsichtlich ihrer musikalischen Interessen als auch ihrer Forschungsansätze.

Mögliche Doktorarbeitsthemen, die zu ihrem Fachgebiet passen, umfassen unter anderem:

  • experimentelle und improvisierte Musik
  • Notation und Aufführungspraxis
  • Experimentierung mit Aufführungsformaten
  • Zusammenarbeit zwischen Komponisten und Interpreten
  • Rollenverteilung in der Musikproduktion
  • Verknüpfungen von Ästhetik, Ethik und Politik in der musikalischen Praxis
  • transdisziplinäre Vernetzungen durch musikalische Aufführung
  • Rhythmus und Embodiment
  • Mikrotonälität
  • selbstgebaute Instrumente
  • Ontologie des Klangs
  • Rolle von Technologie, Medien und mehr-als-menschlichen Akteur*innen