Eröffnung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
22. November 2019, 11:00 Uhr
Großer Saal, Konzerthaus Klagenfurt
Ein Meilenstein in der Bildungslandschaft
Der 1. Oktober 2019 war ein historischer Tag für Kärnten und seine Bildungslandschaft: Mit dem Beginn des ersten Studienjahres der Gustav Mahler Privatuniversität (GMPU) wurde die Transformation des Klagenfurter Konservatoriums vollendet und ein Meilenstein gesetzt, der durchaus mit der Eröffnung der Alpen Adria Universität (AAU) vor 50 Jahren vergleichbar ist.
Die Implementierung der neuen Musik-Universität stellt eine enorme Erweiterung des akademischen Ausbildungsprogrammes und eine weitere Aufwertung des Bildungsstandortes Kärnten dar. Von Anfang an war es uns ein Anliegen, durch relativ niedrige Studiengebühren einen sozial gerechten Zugang für möglichst viele begabte junge Menschen zu schaffen. Dass dies innerhalb kurzer Zeit nachdrücklichen Zuspruch gefunden hat, beweisen die hervorragenden Auslastungszahlen in allen angebotenen Studienrichtungen und der gute Mix aus Hörerinnen und Hörern österreichischer und internationaler Herkunft.
Bei der feierlichen Eröffnung der GMPU am 22. November 2019 konnte hunderten Festgästen eine Ahnung davon vermittelt werden, wieviel an Beharrlichkeit, Ausdauer, vor allem aber an Wissen und Liebe zur Sache es gebraucht hat, um dieses Haus in seiner heutigen Struktur zu begründen. Der Weg vom Musikverein über die Errichtung des Konzerthauses und Konservatoriums bis zur Musikuniversität ist wohl lange und nie frei von Hindernissen gewesen, er zeigt aber auch, dass die Macht des Schicksals durchaus vom denkenden und handelnden Subjekt in eine günstige Richtung gelenkt werden kann. Davon spricht auch diese Festschrift, die alle, die am Zustandekommen dieses Projektes mitgewirkt haben und es mit Leben erfüllen, als Erinnerung an eine gute Stunde der Kärntner Geschichte begleiten möge.
Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser
Vorsitzender des Universitätsrats der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Aus der Vergangenheit in die Zukunft
Begrüßung Ehrengäste
Sehr geehrte Musikinteressierte! Liebe Musikstudierende!
Sehr geehrte Ehrengäste! Geschätzte Damen und Herren!
In höchster Wertschätzung, dass sie in einer noch nie dagewesenen Dichte an Prominenz unserer Einladung gefolgt sind, würde ich am liebsten jeden Einzelnen von Ihnen auch gerne namentlich begrüßen. Nur dafür würden wir eine zweite Eröffnung benötigen. Daher werde ich mich doch kürzer halten:
Ich begrüße im Namen aller Vertreterinnen und Vertreter der Politik, des Bundes, des Landes, der Stadt, der Gemeinden und der Bezirke unseren Landeshauptmann und Bildungsreferenten Dr. Peter Kaiser sehr herzlich.
Weiters darf ich alle Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung von Bund und Land, darunter der Landesamtsdirektor, Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter, alle Unterabteilungsleiterinnen und Unterabteilungsleiter, die Personalvertretung, alle Fachinspektorinnen und Fachinspektoren, sowie alle Expertinnen und Experten der Akkreditierungsphase begrüßen.
Auch begrüße ich herzlich alle Kolleginnen und Kollegen aus den Bildungsbereichen, insbesondere alle Rektorinnen und Rektoren, Vizerektorinnen und Vizerektoren der Universitäten, Privatuniversitäten, Fachhochschulen und der pädagogischen Hochschule, auch alle Universitätsdirektorinnen, Universitätsdirektoren, Geschäftsführer und Direktoren der österreichischen Konservatorien, Musikschulen und Schulen.
Ein herzliches Willkommen auch den Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Kunst und Kultur, darunter auch die geschätzten Vertreterinnen und Vertreter der musikalischen Vereine und Kunstbetriebe Kärntens. Willkommen, auch alle Musikschaffende.
Darüber hinaus heiße ich alle Personen aus dem gesellschaftlichen und öffentlichen Leben, darunter alle Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft, dem Gesundheitswesen, der Kirchen willkommen.
Ich begrüße herzlich alle Medienvertreterinnen und Medienvertreter aus Fernsehen, Rundfunk und Presse.
Ganz willkommen heiße ich auch die Vertreterinnen und Vertreter des Universitätsrates, unsere Lehrenden und Studierenden als Herzstück der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, das Verwaltungspersonal des Hauses und alle Vertreterinnen und Vertreter sowie alle unsere geschätzten Kooperationspartner.
Herzlich willkommen!
Zur Entstehung der österreichischen Musikvereine
An Tagen wie diesen, ... ist man eigentlich dazu verpflichtet, einen größeren historischen Bogen zu spannen, damit Wurzeln und Früchte des stattlichen Baumes gleichermaßen ins Bild rücken. Daher gestatten sie mir, sie auf eine kleine Zeitreise der österreichischen Musikgeschichte mitzunehmen, die mir für die Entwicklung des institutionellen Musikunterrichts und des Konzertlebens in Kärnten angesichts des heutigen Tages bedeutungsvoll erscheint.
Musikhistoriker berichten, dass ca. ab 1770 in den österreichischen Ländern eine enorme Musikbegeisterung platzgreift. Paris ist zwar der Mittelpunkt der politischen Emanzipation des Bürgertums, Wien jedoch das unvergleichliche europäische Zentrum bürgerlicher Musikkultur. Und von Wien ausgehend greift jener musikalische Enthusiasmus auf zahlreiche Städte der österreichischen Länder über. Es gibt zwei maßgebliche Gründe für diese Entwicklung: der eine ist ein politischer, der andere ein musikalischer. Der politische heißt Kaiser Joseph II., selbst u. a. durch Christoph Wagenseil in der Musik unterrichtet, und der musikalische hat, kurz gesagt, drei Namen: Haydn, Mozart und Beethoven. Joseph II. öffnet die Musikkultur für das Bürgertum, fördert Konzert und Musikverein. Seine Initiativen treffen idealerweise auf das ungeheure Faszinosum der Werke Haydns, Mozarts und Beethovens: Eine Musik in formaler Vollendung, mit heiterem Grundcharakter, mit Witz und Fantasie, mit stilistischer Vielfalt und einer Empfindsamkeit, welche dieser Begeisterungswelle für Musik den idealen „Spin“ gibt.
In Nachwirkung der Kulturförderung Josephs II. und dieses gigantischen Kompositionstriviums findet nach seinem Tod zwischen Adel und Bürgertum ein regelrechtes musikkulturelles „Match“ statt, indem beide Gesellschaftsklassen die Führung im Musikleben beanspruchen. Und dabei kommt es dann in vielen Städten Österreichs, wie es Dr. Walburga Litschauer in einer Festschrift zeigt, zu einer Intensivierung der Gründung von Musikgesellschaften oder Musikvereinen, nicht nur in Wien 1812 (im großen Vorbild), sondern schon vorher 1797 in Ljubljana, Innsbruck, Linz, Salzburg, St. Pölten, Steyr, auch in Graz 1815, und direkt durch das Grazer Vorbild kam es auch in Klagenfurt 1828 (damals eine Stadt mit ca. 10.000 Einwohnern) zur Gründung des Kärntnerischen Musikvereins in Räumlichkeiten des ständischen Landhauses mit einer Gesangs-, einer Violin- und einer Harmonieschule (= Blasmusikschule). Nach einer Flaute konstituiert sich dieser Musikverein 1874 mit dem Namen Kärntner Musikverein noch einmal neu und stärkt sich in der Folge nachhaltig.
Ja gut, werden sie jetzt vielleicht sagen. Kärntner Musikverein. Interessant. Aber was hat das mit dem heutigen Tag zu tun. Sehr viel.
Auf Grund dieser Entwicklungen, ausgehend von dieser als spezifisch österreichisch angesehenen Form der Aufklärung, über das Wirken von Haydn, Mozart und Beethoven und den sozio-kulturellen bürgerlichen Bestrebungen kommt es – sehr verkürzt gesagt –auch an diesem Ort, wo wir uns jetzt befinden (Konzerthaus Klagenfurt), im Jahre 1900 schließlich zu einem von der Sparkasse finanzierten Veranstaltungsgebäude mit diesem Konzertsaal.
Integriert ist auch wieder die Musikvereinsschule, welche dann 1932 zum Konservatorium erhoben wird und Jahrzehnte später, im Zuge der Zusammenfassung der Musikschulen in das Kärntner Landesmusikschulwerk 1969 (unter der organisatorischen Führung des Konservatoriums), zum Kärntner Landeskonservatorium wurde.
Nun, dieser historische Bogen macht natürlich nur dann Sinn, wenn man aus ihm eine bedeutsame Schlussfolgerung für das hier und jetzt ziehen kann:
Zielsetzungen der Musikvereine
Und diese Schlussfolgerung betrifft das musikalisch-künstlerische Vorbild durch die Aktivitäten der Musikvereine dieser Zeit. Durch was waren diese charakterisiert? Wir können es ihren Statuten entnehmen. Und sie sind von Stadt zu Stadt nahezu gleichlautend. Hier ein Auszug aus dem Kärntnerischen Musikverein 1828: Zweck des Vereins ist: „Die Ausbreitung, Vervollkommnung und Veredlung der Tonkunst. Die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes sind Unterricht der Jugend und Übung der kunstfertigen Mitglieder des Vereines“. Ähnliches steht auch in den Statuten der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 1815. Ja, wir können vereinfacht drei Entwicklungsfundamente dieser starken bürgerlichen Bewegung für die Musik festhalten:
- Musikunterricht (= Lehre)
- Bibliotheks- und Archivwesen (= Forschung bzw. Wissenschaft)
- Konzertleben (= Konzert)
Die Musikvereine der Gründungszeit sind also Unterrichts- und Konzertvereine, wie es Dr. W. Benedikt und Dr. G. Antesberger in einer Festschrift formulieren. Sie waren auch für die archivarische Verwaltung der Aufführungsmaterialien verantwortlich. Und sie hatten im besten Fall, wie in Wien auch den Auftrag, eine Sammlung von Zeugnissen des Musiklebens in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft anzulegen, also in einem gewissen Sinne bereits musikwissenschaftliche Tätigkeiten durchzuführen.
Und jetzt springen wir in das Heute.
Gustav Mahler Privatuniversität für Musik auf historischen Grundlagen von Musikvereinen
Die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik verschreibt sich ebenso und klar diesen historischen Fundamenten, nicht nur, weil sie an diesem Platz so hervorgebracht und etabliert wurden, sondern weil sie voll davon überzeugt ist, dass es heute ca. 200 Jahre danach immer noch um diese drei in sich verschränkten Grundlagen in der Musik und im Musikleben geht. Auch wenn „America’s Got Talent“ und „Deutschland sucht den Superstar“ uns anderes glauben machen wollten. Nein, es geht im Falle der Musikkunst, der wirklichen künstlerischen Kompetenz, letztlich immer um die Lehre in der Musik, die Aufführung und die Forschung bzw. Wissenschaft (siehe S. 6 , Abs. 2) und um das Bewusstsein der Notwendigkeit, dass sich diese drei Faktoren einander bedingen und auch örtlich möglichst nahe zusammenwirken.
Wie zeigt sich dies konkret durch das Profil der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik? Sie steht präzis genau auf diesen historischen Grundlagen: 1. Lehre zur Förderung der talentierten Jugend, 2. der Forschung/Wissenschaft zur Entwicklung und Erschließung der Musik und 3. der Forschung zur Entwicklung des Konzertwesens Vorort und darüber hinaus. Das eben hier an einem Ort, wo für Kärnten der institutionelle Musikunterricht seinen Anfang nahm und diese drei Faktoren seit 1828/19001 ganz eng zusammenwirken.'
Zeitgemäße Anpassung in europäischem Kontext
Es geht also nicht um die Schaffung einer universitären Bildungseinrichtung für Kärnten an sich, sondern um die bestmögliche, zeitgerechteste Form der Weiterentwicklung der genannten historischen Grundlagen zugunsten der talentierten Jugend Kärntens, aber auch seiner Regionen, seines Kulturraumes, seines Bildungsstandortes in mitten gemeinsamer Kulturlinien des Alpen-Adria-Raumes und seinem Konzertleben, und das im Kontext einer österreichisch/europäischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Entwicklungszeiträume der Musikausbildung im Vergleich
Dazu braucht es eben von Zeit zu Zeit wieder einmal größere Entwicklungssprünge. Diese Sprünge, also z. B. von Musikschule/Konservatorium zur Akademie und zur Universität, wie es die Geschichte der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien gezeigt hat, sehr geschätzte Rektorin, passieren offenbar in etwa in 100-Jahr-Schritten: 1800, 1900, 2000; (https://www.mdw.ac.at/405, Zugriff: 27.11.2019). Und jetzt ist es in Kärnten auch Zeit geworden, zu springen, denn auf die Musikschule 1828 folgt 1932 das Konservatorium (ca. 100 Jahre) und jetzt etwas „voreilig“ 2019 (schon nach 85 Jahren) der Schritt zur Privatuniversität. Wir sind somit ihren Zeitintervallen ganz leicht voraus. Ich hoffe, Sie verzeihen uns das, sehr geehrte Fr. Rektorin?
Nein, in Wirklichkeit gibt es in Wien, Graz, Salzburg nicht unwesentliche Zwischenschritte, die wir im Vergleich dazu nicht vollzogen haben, z. B. den Weg in die Akademie und dann in die Hochschulform. Das Kärntner Landeskonservatorium war zweifellos und aus meiner Sicht deutlich zu lange im vereinsrechtlichen bzw. schulrechtlichen Rahmen (seit 1932/19691), zugegeben seit ca. 1987 mit hochschulartigen Ausbildungsbereichen, aber dennoch: Der heutige Schritt in die universitäre Form ist für uns zweifellos sehr groß, da akademisches bzw. hochschulisches Handeln in unserem Haus bis lang nicht vererbt werden konnte. Dessen bin ich mir, sind wir uns bewusst. Daher wird es auch Zeit benötigen, bis wir insgesamt Universität leben und uns darin frei bewegen. Trotzdem und gerade deshalb die Fragen:
Die Zukunft der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
Was möchte die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik?
Wie möchte sie handeln?
Welche Linien legt sie für die Zukunft an?
Sie beginnt mit einem künstlerisch-wissenschaftlichen Personal von rund 80 Personen und einem Verwaltungspersonal von rund 30 Personen. In den ersten sechs Jahren sollte eine Zahl von 260 Studierenden erreicht werden. Im Vorbereitungsbereich werden ca. 60 Kinder und Jugendliche betreut. Der Standort ist Mießtalerstraße 8, also hier. Eine Campuserweiterung ist angestrebt, hängt jedoch von vielen Faktoren ab, die noch geprüft werden müssen.
Eingerechnet der notwendigen Entwicklungszeit, möchte die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik offen, europäisch, interregional und auch international werden. Auf festen Beinen der Tradition stehend, aber mit ausgestreckten Armen innovativ in die Zukunft gehend. Sie wird sich das Feld der Forschung und Wissenschaft erschließen, auch in Kooperation mit anderen Universitäten, deren langjährige Entwicklung und Kompetenz wir sehr schätzen und von diesen wir viel lernen können. Dabei werden auch wichtige Themenkreise im Mittelpunkt stehen, wie z. B.: „Musik und Gesellschaft im beschleunigten Wandel einer komplexen Welt“, „Produktionsschnelligkeit versus künstlerische Entwicklung“, „Wandel und Komplexität der pädagogischen Berufsfelder“, „Konzert-Publikum-Gesellschaft“, auch „Digitalisierung“.
Sie wird sich in Kooperation und Zusammenwirken mit den Musikschulen in Einbeziehung der Anliegen des Musikgymnasiums BRG Viktring einer spezialisierten Form der Begabungsförderung annehmen. Und es ist erfreulich, dass es hier bereits Ergebnisse gibt, nämlich den neugegründeten Vorbereitungsrahmen Exzellenzcluster Musik, der jungen Talenten helfen sollte, sich zielführend auf den Einstieg in tertiäre Bildungsformen vorzubereiten.
Fotocredits: Christine Wultsch
Forschung an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
Erlauben sie mir ein Wort zur Forschung im Rahmen eines Kunststudiums: Als die Kunstuniversitäten 2002 in das Universitätsgesetz eingegliedert wurden, entsteht nicht erst da die Frage, wie denn Erkenntnisgewinn in der Kunst im Sinne des traditionellen Forschungsbegriffes generiert werden könne. Man führte auch kritisch ins Treffen, dass Kunst, so auch Musik, letztlich immer nur künstlerische Erkenntnisse zutage fördern könne, und nichts Anderes. 2002 ordnete man dann in Österreich das Kunststudium und seine Forschung im Zuge des Bologna-Prozesses dem universitären Rahmen zu. Dabei wurde die Forschung in der Kunst mit der Formulierung „Entwicklung und Erschließung der Künste“ präzisiert. Und man erkennt und anerkennt, dass die Musik auch außermusikalische Erkenntnisse in interdisziplinärer Form, also zwischen den Forschungswelten genieren kann, wenn sie ihr Methodenfeld erweitert, wie es in der sogenannten künstlerischen Forschung, einer neueren Disziplin, engl. „artistic research“ der Fall ist. Auch diesem Forschungszweig möchte die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik daher Beachtung schenken. Überdies ist die Einführung von Doktoratsstudien für 2025 vorgesehen.
In allem ist es jedenfalls wichtig, dass wir unsere kulturelle Offenheit und unsere Weltbürgerlichkeit fördern, so wie es große Persönlichkeiten der Geschichte dieses Kulturraumes verkörpert haben und es auch der Musikwelt naturgemäß innewohnt.
Fotocredits: KH Fessl
Gustav Mahler
Wie es beispielsweise bei Gustav Mahler der Fall war. Wir erwählen ihn nicht vordergründig deshalb zum Namenspatron, weil er in Maiernigg am Wörthersee unsterbliche Musik schuf und dabei schicksalhafte Tage verbrachte. Nein, sondern vor allem deshalb, weil er ein unvergleichlich beispielhafter, ja auch schillernder Ausschnitt der Kontinuität einer Entwicklung ist, die auch die Gründungs- und Entwicklungszeit der Musikvereine im Weitesten miteinschließt. [Denn in seiner Zeit übernahm das Bürgertum die kulturelle Führung vollends, und es konnten die genannten Eckpfeiler institutioneller Musikausbildung in vollem Maße zur Entfaltung gebracht werden.] Dabei kann vieles genannt werden: So steht er an der Schwelle zur Moderne, der Neuen Musik und bereitet den Aufbruch in neue Klangsprachen und -stile vor. Er spielt als Komponist, Dirigent, Pianist auch brillant auf der Tastatur des Musikbusiness. Er berührt einerseits unsere regionalen, kulturellen Linien, und wirkt andererseits auch weit darüber. Er schillert als Künstler in reizvollen Gegensätzen: Er steht für Kontinuität, aber auch Diskontinuität, für Tradition, aber auch Moderne, für Künstlertum, aber auch für die Vermarktung desselben, für Todesnähe, aber auch Lebenseuphorie, für den schlichten Volkston, aber auch für die komplexe Polyphonie. Dies ist ein für die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik tragfähiges und spannendes künstlerisches Leitbild.
Zentrale Problemstellungen, die zur Gründung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik geführt haben
Was sind drei zentralen Gründe für diesen Schritt in die universitäre Organisationsform?
Studierende und Ihre Perspektiven: Sie müssen auch in Kärnten die Möglichkeit haben formal, qualitätsgesichert, eindeutig tertiär ausgebildet, auf europäischen Standards für die Berufswelt und gegebenenfalls für ein weiterführendes Studium vorbereitet zu werden. Für diese Zielsetzung ist es notwendig, dass der schulische Rahmen (PrivSchG 1962!) verlassen wird.
Strukturelle Vermischungen der Bildungsaufträge: Eine solche Mixtur an musikalischen Bildungsaufträgen - zwischen der tertiären Berufsbildung, dem Bildungsauftrag von Musikschulen oder anderen schulischen Formen -, wie es dem Typus Konservatorium in einer nicht entwickelbaren Form zugemutet wird, muss unbedingt der Vergangenheit angehören, wie wohl wir uns alle des Wertes fachlicher Schnittstellenarbeit bewusst sind (z. B. Begabungsförderung, musikpädagogische Bildung und Weiterbildung).
Abwanderung: Eine Gustav Mahler Privatuniversität für Musik ist ein notwendiger und signifikanter Beitrag gegen Abwanderung aus Stadt und Land. Denn 80 von 100 Talenten haben jährlich Kärnten wegen der fehlenden akademischen Qualifikation verlassen.
Und deshalb möchte ich mich explizit beim Landeshauptmann und Bildungsreferenten Dr. Peter Kaiser bedanken, dass er seit seinem ersten Regierungsantritt unsere Anliegen nicht nur wohlwollend entgegengenommen, sondern von da an auch konsequent bis zur erfolgreichen Umsetzung weiterentwickelt hat.
Effekte für Bildungsstandort
Was wären weitere Effekte der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik für den Bildungsstandort?
Dieser schließt nun an Europa an. Die wertvolle Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Musikschulen Kärntens und auch in den musikalischen Schulformen, wie Musikgymnasium, wird dadurch gewürdigt und befruchtet. Kooperationen im europäischen tertiären Bildungsraum (interregional im Alpen-Adria-Raum, aber auch lokal in der Hochschullandschaft Kärntens) können auf Augenhöhe, d. h. im selben Qualifikationslevel durchgeführt werden. Es gibt unschätzbare positive Effekte für das musikkulturelle Leben in Kärnten und speziell auch für die Stadt Klagenfurt als Bildungsstandort.
Konzerthaus
Lassen sie mich abschließend noch einmal auf die historische Grundlage zurückkommen und einen wichtigen Entwicklungsbereich hervorheben. Seit Jahrzehnten befindet sich das ehemalige Konservatorium in einer wichtigen, teils kuriosen, teils bewegten Zusammenarbeit mit der Verwaltung des Konzerthauses. Zwei voneinander getrennte Dienststellen des Landes Kärnten koexistieren in strenger formaler Abgrenzung, welche nicht selten die künstlerisch-kulturelle Zusammenarbeit im Sinne des eingangs erwähnten historischen Vorbildes erschwert hat. Diese Zeiten sind meiner Überzeugung nach glücklicherweise zu Ende gegangen. Und das ist spürbar. Seufzer der Erleichterung vernimmt man in diesem Haus. Im Profil und in den Qualitätszielen der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik ist die Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus, also mit Musikpraxis und Forschung, so definiert, dass beide Bereiche einander bedingen. Die Forschung der musikalischen Aufführungskunst profitiert vom Konzertleben des Konzerthauses, und das Konzerthaus profitiert von der Konzertforschung. Ich gebe zu, dass ich durch das Universitätskonzept, gemäß den genannten historischen Grundlagen, diese Zusammenarbeit möglichst eng konzipiert habe, um dem Haus insgesamt und dem historischen Leitbilde der Verschränkung von Musikpraxis und Forschung zum Erfolg zu verhelfen. Aber dazu braucht man auch spezielle „Player“, die bereit sind, diese Idee kreativ umzusetzen. Mein ganz persönlicher Dank gilt dabei u. a. Peter Töplitzer, unserem Universitäts- und Konzerthausdirektor. Und als unverzichtbares Bindeglied zwischen der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik und dem Konzerthaus möchte ich auch Johannes Brummer, jetzt Vizerektor, hervorheben. Vielen Dank Euch beiden!
Dank
Das Projekt „Akademisierung Konservatorium“, welches noch einige Wochen laufen wird, kann, wie schon gesagt, niemals ohne ein starkes Team gelingen. Daher gilt mein Dank folgenden Organisationseinheiten des Landes und geschätzten Personen:
- Lenkungsausschuss des Projektes unter der Leitung des LH
- Strategischen Landesentwicklung
- Kärntner Landesregierung und den Leitungen der Regierungsbüros. In ganz besonderer Weise dem Büroleiter des LH - Leo Murer (!)
- Landesamtsdirektion und Abteilungsleitungen in Finanz, Personal, Bildung, IT, Gebäudemanagement und Landesverfassung
- Allen Parteien des Kärntner Landtages, welche durch die einstimmige Beschlussfassung des Gesetzes die Arbeit des Teams öffentlich gewürdigt und dadurch gestützt haben
- Dem Kernteam des Projektes „Akademisierung Konservatorium“ (namentlich: Johannes Brummer, Dr. Heidrun Matschnigg für Akkreditierung und Projektkoordination, Peter Töplitzer (Verwaltung, Budget), Helfried Fister (Studienentwicklung), Mag. Florian Greyer (WTH), Ing. Reinhold Bachl (LIM), Dr. Edmund Primosch (unvergessliche Dienste), Dr. Herbert Felsberger (Zivilrecht), Projekteignerin: Mag.a Gerhild Hubmann (als Abt.-Leiterin auch Zusammenarbeit mit der KZH-Leitung)
- Landesstelle des Bundesministeriums für Finanzen, dem Finanzamt Klagenfurt, besonders dem Leiter der Betriebsveranlagung des Teams 4 – Karl Biber (!)
- Fachkollegium der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in der Akkreditierungsarbeit
- Dem Verwaltungspersonal des Konzerthauses und der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
- Institutsvorständen, StudiendekanInnen, Bereichsleitern (namentlich den Professoren und Professorinnen Thomas Wasserfaller, Thomas Modrej, Thomas Wallisch-Schauer, Bianca Schuster und Jakob Bernau-Guchmann, Roman Pechmann)
- Der Vorsitzenden des frisch gewählten Betriebsrates Elisabeth Väth-Schadler
- Dem Musikschulmanagement (Mag. Johannes Hirschler, ECM)
- Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (Dr. Eva Freiberger)
- GutachterInnen in der Akkreditierung aus Deutschland und Österreich
- Und an letzter und wichtigster Stelle steht meine Frau, die stille Koordinatorin meiner Gedanken und meiner Gefühlswelt.
Schlussworte
Sehr geehrte Damen und Herren! Gerade in einer Welt mit stark zunehmenden Unwägbarkeiten ist es aus meiner Sicht wichtig, die Verantwortung gegenüber der Entwicklung der talentierten Jugend so auszuüben, dass sie auf Basis einer bewährten Vergangenheit möglichst ruhig in die Zukunft gelenkt wird. Die Voraussetzungen dafür sind nun nach einer über zweijährigen Entwicklungsphase geschaffen. Viel Arbeit liegt vor uns, jedoch unter unvergleichlich sinnvolleren und bildungsadäquateren Vorzeichen.
Ich wünsche dem Haus, ab jetzt Gustav Mahler Privatuniversität für Musik und dem Konzerthaus viel Freunde und Gelingen, besonders in der Umsetzung der universitären Grundlagen und Bedingungen, und viel Kraft, um die Hürden des Changes weiterhin bewältigen zu können. Ich wünsche der talentierten Jugend des Landes Freude und Fortschritt in der Musik. ES IST EURE UNIVERSITÄT! Und ich ersuche Sie alle auch in den folgenden Jahren um Ihr geschätztes Vertrauen.
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Videobotschaft von Bundespräsident Dr. Alexander Van Der Bellen
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Ein Meilenstein in der Bildungslandschaft
Dr. Peter Kaiser
Auch wenn es vielleicht pathetisch klingen mag: Am ersten Oktober 2019 wurde ein Meilenstein in der Kärntner Bildungslandschaft gesetzt, der durchaus vergleichbar mit der Eröffnung der Alpen Adria Universität (AAU) vor 50 Jahren ist. An diesem Tag begann ganz offiziell das erste Studienjahr der Gustav Mahler Privatuniversität (GMPU). In vier Studienrichtungen (je ein Bachelor- und Masterstudium in Instrumental- und Gesangspädagogik sowie in Musikalischer Aufführungskunst) sind vorerst 132 Studierende inskribiert, im Vollausbau sind 260 Studienplätze vorgesehen. Dazu studieren zurzeit 429 StudentInnen zusätzlich in den auslaufenden Studienfächern des ehemaligen Konservatoriums. Betreut werden sie von insgesamt 79 Lehrenden und 21 MitarbeiterInnen in der Verwaltung.
Bis es soweit war und die „Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria“ nach gestrenger Prüfung ihr Placet zur GMPU gaben, waren alle Verantwortlichen in einen arbeits- und zeitintensiven Vorbereitungsprozess eingespannt, der sich herausfordernd und nicht immer leicht gestaltete. Das Resultat rechtfertigt alle Mühen, wie das von Anfang an hohe Interesse an einem Studium an der GMPU beweist. Bereits im Sommer 2019 wurden 202 Anmeldungen gezählt, die ersten Studienabschlüsse (Bachelor) werden für das Studienjahr 2021 erwartet. Erfreulich und für eine junge Universität mehr als ein Beweis des Vertrauens in die hier zu erwartende Qualität der Ausbildung ist der hohe Internationalisierungsgrad, der Studierende aus 17 Nationen nach Klagenfurt führt. Dass dies eine Bereicherung für das gesamtösterreichische Bildungswesen bedeutet, liegt auf der Hand.
Interessanterweise waren in der grundsätzlich wohlwollenden öffentlichen Debatte über die GMPU hin und wieder Zwischentöne zu hören, die auf eine grundsätzliche Fehlinterpretation der Bezeichnung „Privatuniversität“ zurückzuführen sind. Genauso wie im anglo-amerikanischen Raum „public schools“ keine öffentlichen Schulen in unserem Sinn sind, sondern teure Privatinstitute, ist eine Privatuni nach österreichischem UOG eben keine „public school“ nach englischem oder US-Muster. Schon das Konservatorium als Privatschule des Landes Kärnten war keine solche, und wir gehen hier keinen anderen Weg: Studiengebühren von 400 Euro pro Semester sollen weiterhin einen sozial gerechten Zugang gewährleisten.
In Österreich steht der Begriff „Privatuniversität“ für eine Hochschule mit universitärem Rang und wird nicht vom Bund, sondern entweder von Ländern und Gemeinden (z.B. Anton Bruckner Privatuni Linz, Musik und Kunst-Uni Wien) oder rein privat finanziert. Die Akkreditierung erfolgt über die bereits genannte „Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria“ und ist die rechtliche Voraussetzung dafür, dass sich die Bildungseinrichtung für die Dauer der Akkreditierung als Privatuniversität bezeichnen und auch Universitätsprofessoren berufen darf. Die von Privatuniversitäten verliehenen akademischen Grade dürfen wie bei Abschlüssen an öffentlichen Universitäten geführt werden und entfalten laut Gesetz die gleichen Rechtswirkungen. Die Lehrenden und Studierenden sind hinsichtlich des Fremdenrechtes und des Ausländerbeschäftigungsgesetzes den Lehrenden und Studierenden staatlicher Universitäten gleichgestellt. Für Studienförderung, Familienbeihilfe und Sozialversicherung gelten für Studenten von Privatuniversitäten die gleichen Regelungen wie für Studenten an staatlichen Universitäten.
Neben dem erfreulichen und beachtlichen Start der GMPU mit ihrem internationalen Teilnehmerfeld darf hier nochmals an die grundlegende bildungspolitische Absicht erinnert werden, die zur Etablierung dieses Instituts geführt hat, nämlich der Kärntner Jugend eine attraktive Ausbildungsstätte in der Heimat zu bieten, die den Qualitätskriterien der EU entspricht; sie zu animieren, in Kärnten zu bleiben und damit dem brain-drain entgegenzuwirken. Wir wollen so gut als möglich die Rahmenbedingungen für junge Menschen schaffen, sich hier im Land zu entwickeln, neue Berufsfelder von Anfang an mitzugestalten, ihre Kreativität hier einzusetzen und so zur unmittelbar wirksamen Entwicklung des Lebens- und Arbeitsraumes Kärnten beizutragen.
Zweifelsohne stellt die GMPU eine Aufwertung des Bildung- und Ausbildungsangebotes in unserem Bundesland dar, die im Kontext mit der weiteren Entwicklung der AAU und den neuen Studienrichtungen dort, wie etwa Wirtschaft und Sport, zu sehen ist. Dies und der weitere Ausbau des Lakeside-Parks erleichtern jungen Menschen moderne, familien- und zukunftsfreundliche Lebensplanungen. Eine erhöhte Bildungsdichte und Ausbildungsqualität gilt allgemein als Voraussetzung für die Schaffung neuer Jobs. Daher wird die Implementierung der GMPU in jeder Hinsicht, sowohl kulturell als auch bildungspolitisch und wirtschaftlich, belebend auf das gesamte Bundesland Kärnten und natürlich auch auf die Landeshauptstadt Klagenfurt wirken und, nicht zuletzt: um einen akademischen Grad zu erlangen, müssen die Musikstudenten Kärntens nicht mehr in eine andere Universitätsstadt ziehen. Die Kosten dafür sind der Wirkung mehr als angemessen. Wichtig in Zeiten strapazierte Budgets der öffentlichen Hand: Die Kosten - aktuell 7,8 Millionen Euro – steigen durch die Umbildung des Konservatoriums zur Privatuni nur geringfügig, nämlich um knapp acht Prozent an.
Man darf die GMPU bestimmt auch als Teil eines weiter gefassten Landschaftsbegriffes empfinden. Wenn man den Namensgeber der neuen Universität, Gustav Mahler, als Beispiel heranzieht, wie intensiv die Inspiration in dieser speziellen Umgebung am Wörther See wirkt, muss man sich um die Kreativität der künftigen Absolventen keine Sorgen machen. Er verbrachte bekanntlich von 1900 bis 1907 seine Sommer am Wörther See, zunächst in Krumpendorf, dann in der eigens erbauten Villa in Maiernigg, wo er sich neben dieser in geringer Entfernung das berühmte „Komponierhäusel“ errichtete. Mahler reiste mit dem Zug von Wien nach Krumpendorf und ließ sich mit dem Ruderboot von der Seerestauration nach Maiernigg übersetzen. Der genius locii wirkte offenbar unmittelbar, wie Mahler in einem Brief schreibt: „Bei den ersten Ruderschlägen fiel mir das Thema oder vielmehr der Rhythmus und die Art der Einleitung zum 1. Satz der 7. Symphonie ein.“
Hier beendete Mahler seine 4. Symphonie und komponierte die 5., 6., 7. und die 8. zum Teil, bis 1907 der Tod seiner viereinhalbjährigen Tochter Maria dem Idyll ein Ende setzte. Mahler und seine Ehefrau Alma, einander in einer sonst sehr gegensätzlichen Auffassung von Ehe und Familie verbunden, waren sich in einem einig: hier am See die schönsten Stunden ihres gemeinsamen Lebens verbracht zu haben. Etwas von diesem Geist, der Lebensfreude und Schaffenskraft vereinte, möge auch in diesem Hause walten.
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Dr. Wilhelm Brandstätter
Werte Festgäste!
Es freut mich sehr, heute als Vertreter des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung bei dieser Festveranstaltung zur Eröffnung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik anwesend sein zu dürfen und Ihnen die besten Grüße und Glückwünsche der Frau Wissenschaftsministerin Mag.a Dr.in Rauskala zu übermitteln.
Es ist sehr beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement diese Eröffnungsfeier durchgeführt wird. Dies ist ein bedeutender Tag für die neu gegründete Hochschule an sich, aber auch für die künstlerische Ausbildung in Kärnten. Künstlerische Hochschulen bieten nicht nur ihren Studierenden eine professionelle Ausbildung, sondern tragen auch Verantwortung für ein künstlerisches Hineinwirken in unsere Gesellschaft.
Mit der Aufnahme des Lehr- und Forschungsbetriebs im Oktober wurde die Privatuniversität als Institution mit Leben und mit Musik erfüllt – ein Klangkörper, der in Klagenfurt, in Kärnten, in Österreich und über die Grenzen hinaus zu hören sein wird.
Die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik wurde als die fünfzehnte Privatuniversität in Österreich akkreditiert. Derzeit sind 16 Privatuniversitäten akkreditiert, die unterschiedliche Fachgebiete abdecken und die das regionale Angebot an Hochschulbildung wesentlich erweitert haben. So ist es inzwischen über 14.000 Studierenden möglich, ihr Studium an einer Privatuniversität zu absolvieren. Die Privatuniversitäten haben sich in den letzten zwanzig Jahren zu einem unverzichtbaren Bestandteil der österreichischen Hochschullandschaft entwickelt.
Doch was war die Intention des Gesetzgebers, der 1999 mit dem damaligen Universitäts-Akkreditierungsgesetz die Möglichkeit geschaffen hat, Privatuniversitäten zu etablieren? Ein Blick in die erläuternden Bemerkungen der Gesetzesmaterialien zeigt die wesentliche Motivation: die Ergänzung des Studienangebots von öffentlichen Universitäten. Dies kann auch durch Etablierung neuartiger Lehr- und Lernformen erfolgen und zeigt den innovativen Charakter.
Die Akkreditierung als Privatuniversität ist zwar ein langer und mühevoller Weg, aber auch ein gewinnbringender Lernprozess für antragstellende Bildungseinrichtungen. Die Akkreditierungsvoraussetzungen werden streng von einem unabhängigen Gremium, der AQ Austria, nach transparenten Vorgaben geprüft. Internationale Expertinnen und Experten werden zur Beurteilung der Prüfbereiche hinzugezogen. Die Akkreditierung als Privatuniversität gelingt letztlich nur wenigen, seit 1999 gab es mindestens dreimal so viele Anträge auf Akkreditierung als Privatuniversität wie tatsächlich erfolgreiche Gründungen von Privatuniversitäten.
Es freut mich sehr, nun auch die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in dem Kreis der Privatuniversitäten begrüßen zu können. In den kommenden Jahren wird die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik mit Sicherheit ihren Platz nicht nur im Sektor der Privatuniversitäten, sondern im gesamt-österreichischem Reigen der Musik- und Kunstuniversitäten finden. Zu betonen ist aber auch der Stellenwert einer Hochschule als wissenschaftlicher und kultureller Faktor für die Region. Die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik ergänzt den Kärntner Hochschulsektor durch eine Musikuniversität und soll Studierenden die Möglichkeit bieten in der Region zu studieren. Hochschulen sind generell ein wichtiger Faktor für den Standort und die Region, sie sind zentrale Akteure im Wissenstransfer, für öffentliches Engagement, Vernetzung und Kooperationen mit unterschiedlichen Akteuren.
Die Akkreditierung als Privatuniversität ist kein einmaliger Akt, die Dauer der Akkreditierung ist befristet. Zudem müssen die Voraussetzungen der Akkreditierung während der Akkreditierungsperiode eingehalten werden. Aus diesem Grund bedarf es ständiger Bemühungen, die hohen akademischen Ansprüche zu erfüllen. Nicht alle Privatuniversitäten haben dies geschafft, bei einigen ist die Akkreditierung ausgelaufen bzw. in einem Fall wurde sie sogar widerrufen.
Ich bin davon überzeugt, dass sich die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik sehr gut etablieren wird, zumal das Land Kärnten sehr gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Privatuniversität geschaffen hat. Die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik kann in den kommenden Jahren ihren Klang und Stil als Hochschule ausformen und Impulse hinsichtlich dem Aufbau wissenschaftlicher Forschung und Erschließung der Künste, der Umsetzung institutioneller Zielsetzungen oder der Personalentwicklung setzen.
Abschließend möchte ich allen danken, die ihren Beitrag zur Akkreditierung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik geleistet haben und Ihnen allen für die weitere Entwicklung und Gestaltung dieser Hochschule viel Erfolg und gute Zusammenarbeit wünschen!
Ad multos annos!
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Beitrag zur Festschrift anlässlich der Eröffnung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik
Ulrike Sych, Rektorin der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Die Neugründung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik bedeutet eine Stärkung der Universitätsstadt Klagenfurt, der gesamten Kulturregion Kärntens und ihrer Künstlerinnen und Künstler. Sie ist eine wichtige Investition in die kulturelle Zukunft der Alpenadria-Region, in die Wissenschaft und Kunst.
Wenn wir an diesem historischen Moment der Eröffnung teilhaben, sollten exemplarisch Herausforderungen benannt werden, die es für Universitäten und somit auch auf die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik zu meistern gilt:
Zunächst gilt es, den zeitgemäßen Anforderungen der Arbeitswelt von KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen gerecht zu werden. Talent und diszipliniertes Üben allein sind schon lange nicht mehr genug für eine solide KünstlerInnenkarriere.
Die großen Transformationsprozesse im Bereich der Globalisierung, Digitalisierung und Individualisierung beeinflussen unsere gegenwärtige und zukünftige Arbeitswelt und damit auch die Rolle der Kunst in der Gesellschaft. Grundlegend prägen sie die Ausgestaltung der Ausbildung von Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstlern.
Eine Folge dieser Entwicklung sind sogenannte „Portfolio-Karrieren“. Um am umkämpften internationalen Arbeitsmarkt bestehen zu können, werden Fähigkeiten wie Selbstmanagement, Marketing, Networking, Performance, Creating New Audiences, Musikvermittlung oder digitale Kenntnisse vermittelt, um nur einige zu nennen. Auch ein wissenschaftliches Grundverständnis sowie darauf aufbauend künstlerische und wissenschaftliche Forschung, nicht zuletzt auch im Sinne der Trans- und Interdisziplinarität, sind in der Ausbildung von Künstlerinnen und Künstlern nicht mehr wegzudenken.
Um den Studierenden eine erfolgreiche Zukunft zu garantieren, gilt es auch, ihre Persönlichkeitsentwicklung und Teamfähigkeit zu fördern. Führungskompetenz, eine wertschätzende Feedbackkultur und Kritikfähigkeit sind dabei genauso wichtig wie der Erwerb fundierter Kenntnisse der Improvisation im Rahmen des gewählten künstlerischen Studiums.
Ich wünsche der Gustav Mahler Privat Universität für Musik, dass es ihr gelingen möge, den Studierenden für ihre künstlerische und wissenschaftliche Entwicklung Freiräume zu schaffen, um genügend Raum für das Experimentieren und „Sich- Ausprobieren“ zu haben.
Durch die tiefgreifenden Veränderungen des Klimawandels und der Digitalisierung werden gänzlich neue Anforderungen und Arbeitsbedingungen auf uns zukommen, an die wir gegenwärtig noch nicht denken. Es wird Berufsgruppen geben, die heute noch nicht existieren, andere werden „rar“ werden oder ganz verschwinden. Auch die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant geändert.
Daher ist es notwendig, innovative Curricula zu entwerfen, diese ständig zu adaptieren und vorausschauend weiterzuentwickeln. Dabei ist es von wesentlicher Bedeutung, die idealen Rahmenbedingungen für unterschiedliche Bedürfnisse zu schaffen, wie beispielsweise für berufsbegleitendes Studieren.
Ein großes Thema wird für die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik, so wie für alle Universitäten, auch die Internationalisierung sein. Eine der Herausforderungen, der wir hierbei gemeinsam gegenüberstehen, ist die Diskrepanz von Mobilität der Studierenden und Lehrenden im Kontext des Klimaschutzes.
Ich bin überzeugt, dass dabei Distance Learning und Internationalisation at home immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Wir werden kreativ sein müssen, um Formen der Internationalisierung zu etablieren, die einer modernen, zukunftsorientierten Kulturinstitution entsprechen und das Streben nach Erfolg mit einem moralischen und ethischen Gewissen in Einklang bringen.
In Anbetracht der genannten Herausforderungen und angesichts des klaren Trends einer zunehmenden Ökonomisierung und Verwertung von Wissen müssen wir die Musikausbildung für Kinder und Jugendliche mit ihrer gesellschaftlichen Relevanz als unschätzbaren Wert erkennen und fördern. In unzähligen Studien wurde nachgewiesen, dass Kinder und Jugendliche, die ein Musikinstrument erlernen, zugleich Kompetenzen erlangen, die für ihr weiteres Leben als verantwortungsbewusste Erwachsene von größter Bedeutung sind, wie etwa soziale Kompetenzen, Sprach- und Empathiefähigkeit. Darüber hinaus sind positive Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung nachzuweisen.
Ich sehe es als unsere gemeinsame Verantwortung und bildungspolitische Aufgabe an, diesen gesellschaftlichen Aspekt zu verfolgen und unermüdlich darauf hinzuwirken, dass Musik und Kunst zum Wohle der Gesellschaft verstärkt im Schulalltag und in den Lehrplänen auch der Pflichtschulen inkludiert sind. Dies entspricht im weitesten Sinne auch dem vom Internationalen Musikrat definierten 2. Grundrecht (von insgesamt fünf Rechten), welches besagt, dass alle Kinder und Erwachsenen das Recht darauf haben, musikalische Ausdrucksformen und Fähigkeiten zu erlernen. Die Gesellschaft braucht kreative Menschen in allen Berufssparten. Kreativität erlernt man bekanntlich im Kindes- und Jugendalter.
Ich bin überzeug davon, auch im Namen aller Musik- und Kunstuniversitäten Österreichs sprechen zu können, wenn es um die Notwendigkeit eines erweiterten Qualitätsbegriffs geht.
Die mdw sieht ihren Auftrag nicht nur darin, Musikerinnen und Musiker auszubilden, sondern sie nimmt zudem ihren gesellschaftspolitischen Auftrag, zum Wohle der Gesellschaft zu wirken, sehr ernst:
Das bedeutet, dass wir Qualität unmittelbar mit einer Haltung verbunden sehen, die für uns unverhandelbar ist, nämlich die Wahrung der Würde und Rechte von Menschen.
Folglich verstehen wir Künstler und Künstlerinnen und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch als Botschafter und Botschafterinnen für Gleichbehandlung, Diversität, wertschätzenden Umgang miteinander sowie demokratische Werte und tragen somit auch Wesentliches für den globalen Weltfrieden bei.
Alle Herausforderungen werden zu meistern sein, jedoch muss dabei eines garantiert sein: die Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Forschung. Ich lade die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik ein, sich unserer Haltung anzuschließen und die Freiheit von Kunst, Wissenschaft und Forschung als unverhandelbares Gut zu sehen, zu beschützen und gegebenenfalls zu verteidigen.
Wie wir an vielen, auch europäischen Ländern unschwer erkennen können, ist diese Grundvoraussetzung für eine exzellente Entwicklung von Universitäten und Hochschulen leider keine Selbstverständlichkeit.
Ich wünsche der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik im Namen der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien alles Gute und viel Erfolg für ihr künstlerisches und wissenschaftliches Wirken und sehe in Zukunft einer guten Zusammenarbeit in Kunst und Wissenschaft mit Freude entgegen!
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Interviews der Moderatoren Martin Traxl und Barbara Frank mit den Studierenden Christina Tschernitz, Jurij Gracej , und Lena Kolter:
Martin Traxl:
„Bei uns sollen eben auch nicht nur die Lehrer, die Unterstützer, die Ermöglicher zu Wort kommen, sondern auch diejenigen, um die es eigentlich geht – um die jungen Talente, die Studierenden und einige von ihnen dürfen wir jetzt zu uns auf die Bühne bitten: Lena Kolter, Christina Tschernitz und Jurij Gracej.
Frage von Martin Traxl an Christina Tschernitz: „Was erwartet ihr euch eigentlich von diesem Haus, das jetzt eine Universität ist, warum ist es so wichtig, warum brauchen wir eine Musikuniversität anstelle eines Konservatoriums?“
CT: „Wir haben das heute schon öfters gehört – es ist aber tatsächlich so – es macht den Studienstandort Klagenfurt für uns einfach wesentlich attraktiver; persönliche Geschichte, ich habe mich wie viele anderen Musikstudenten wahrscheinlich auch zuerst nach einem Studienplatz in Wien und Graz umgeschaut, an Kärnten habe ich als Kärntnerin überhaupt nicht gedacht, aber durch die Uniwerdung haben wir jetzt auch in Klagenfurt ein starkes Institut, das hoffentlich in Zukunft nicht mehr als eine Art upgrade der Musikschulen behandelt wird, wir können also bei tollen Professoren wie bisher schon an einem freundlichen Haus studieren und gleichzeitig halten wir mit den großen Universitäten mit; also wir stehen in einer Reihe mit Absolventen anderer Universitäten, was das Können betrifft sowieso, ich glaube da müssen wir uns nicht verstecken was das Können betrifft, so selbstbewusst dürfen wir ruhig sein – aber nun ist es auch endlich ist es auch auf dem Papier der Fall“
Frage von Martin Traxl:
„Und was ist Ihr persönlicher großer Traum, wo soll´s hingehen, was erhoffen Sie sich, was ist das Fernziel? Was
schwebt vor Ihnen so als fernes Bild?“
CT: „Das Grundziel war einfach professionelles Niveau zu erreichen; da geht es gar nicht so um Karriereziele in erster Linie, sondern das Können am Instrument soweit zu erweitern, dass man vielleicht irgendwann einmal selbst zufrieden ist.“
Frage von Barbara Frank an Jurij Gracej:
„Hier an der Gustav Mahl Privatuniversität für Musik sind ja viele Nationen an der GMPU vertreten – Herr Graceji,
sie kommen nicht aus Kärnten, was wünschen Sie sich von Ihrer neuen Alma Mater?“
JG: „Eigentlich bin ich aus Kärnten, aber in Slowenien, da gibt es auch ein Kärnten.“
Bemerkung Barbara Frank.:
„Ok, also Koroska zur Erläuterung“
JG: „Ja, zweisprachig, was ich gut finde und auch, dass wir da einen Titel bekommen, dann kann ich ruhig in Alpe-Adria Raum zurückgehen und sagen, ich habe im Alpen-Adria Raum Master gekriegt .“
BF: „Was wünschen Sie sich von hier? Von dieser neuen Universität?“
JG: „Eben den Titel, aber auch nicht nur den Titel und wenn ich da fertig mache, natürlich ist es jetzt Privatuniversität, ich bin schon so lange im Haus, das 7. Jahr, 6 Jahre schon am Konservatorium, jetzt GMPU, und das ist so familiär eigentlich auch hier und wenn ich jetzt hier fertig mache, dann bin ich der erste, der hier einen Master macht.“
BF: „Gratulation!“
Frage von Martin Traxl an Lena Kolter:
„Frau Kolter, Sie sind soweit ich weiß Studienvertreterin, wie sehen Ihre Pläne aus für die Studienvertretung?“
LK: „Wir sind alle Studienvertretung. Wir als Studienvertretung sehen uns als Sprachrohr für alle Studierenden,
d.h. wir sind quasi das Bindeglied zwischen Studierenden und Professoren und Professorinnen und da ist es für uns
wichtig und da möchten wir, dass eine Atmosphäre geschaffen wird, in der sich alle wohlfühlen, sowohl Studierende,
als auch Lehrende und diese dann einfach auch musizieren und arbeiten können. Was uns auch ein großes Anliegen ist,
wir möchten mit der Alpen-Adria-Universität zusammenarbeiten, wir möchten Kontakt aufbauen, wir möchten gemeinsame
Projekte planen, uns austauschen, vor allem mit der ÖH. Und da ich gerade die ÖH angesprochen habe, wir sind ja
dabei eine Österreichische Hochschüler- und Hochschülerinnenschaft jetzt zu gründen, das ist unser wichtigstes
Thema gerade, und bis zu den Wahlen wollen wir einfach die ÖH-Strukturen so aufbauen, damit die, die dann gewählt
werden, einfach starten können. Und ich glaube, es folgen sehr spannende Jahre, die nächsten Jahre werden
super-spannend sein;
aber ich glaube, dass diese Universität extrem großes Potential hat und zwar gerade weil sie klein ist, und ich sage
Ihnen auch warum – weil dadurch eine familiäre Umgebung geschaffen werden kann, ein Gemeinschaftsgefühl, das in
meinen Augen eine Musikuniversität braucht. Und gerade dieses Miteinander ist es, das die Kunst braucht um
entstehen und leben zu können!“
M.Traxl und B. Frank: Herzlichen Dank und alles Gute –Danke!
Steckbrief zu den drei Studierenden:
Christina Tschernitz:
Jg. 1997, geb. in St. Veit an der Glan, ist seit 2018 im Diplomstudium IGP als Gesangstudentin bei Frau Prof.
Ulrike Finder, seit 2019 Übertritt an die GMPU als BA-Studentin für Gesang.
Jurij Gracej:
Jg., 1994, geb. in Muta (Slowenien); ist seit 2013 Student am Landeskonservatorium, hat sein Diplomstudium für Viola
mit Auszeichnung abgeschlossen und ist derzeit MA Student an der GMPU für Viola bei Prof. Aida-Carmen Soanea; seine
Motivation als Student ist es „Kinder über die Musik zu erreichen und ihnen Musik nahezubringen“
Lena Kolter:
Jg. 1997, geb. in Ludmannsdorf, ist seit 2014 am Konservatorium im Diplomstudium IGP bei Prof. Helfried Fister,
seit 2019 Studentin für Violine bei Prof. Christan Tachezi; ihre Motivation als Studentin ist es „mit Freude Kinder
über die Musik zu erreichen“ und „mit der Violine Geschichten zu erzählen“
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Musik
Gestalt mit passendem Umfang
Stephan KÜHNE, Prof.
Ein Blick in die Werkstatt - der kompositorische Prozeß
Ausgangspunkt meiner Komposition war die Vorgabe, dass sich meine Musik auf das Werk von Gustav Mahler beziehen solle.
Mich persönlich hat an Mahler immer die Vielfalt seiner musikalischen Bezüge, die Abgründigkeit seiner Musik
(nichts ist, was es scheint), sein, mir persönlich ferner, „alpenländisch - österreichischer“ Hintergrund,
seine unmässige Ausdruckskraft sowie vieles andere mehr interessiert.
Das Instrumentarium meiner Komposition stand großteils mit der Teilnahme des Ensemble „Minui“ im Vorhinein
fest. Erweitert habe ich es durch ein studentisches Volksmusik Ensemble bestehend aus Klarinette, Violine,
diatonischer Harmonika, Tenorhackbrett und Harfe.
So war allein wegen des Instrumentariums schon für ein ausreichendes Maß an „kompositorischem Widerstand“, an dem
sich Intuition und Kreativität entfalten können, gesorgt. Die nächste Entscheidung im Kompositionsprozess betraf die
Wahl eines geeigneten Mahler Zitates. Ich begab mich auf die Suche nach einer nicht zu markanten Passage, die mir
genügend „Luft“ für die Entwicklung meiner eigenen Musik ließ.
Der Beginn des dritten Liedes „von der Jugend“ aus Mahlers Zyklus „ das Lied von der Erde“ schien mir recht bald sehr
geeignet für meine Komposition; die ersten 12 Takte sollten es dann werden.
Dieses Zitat würde mich nicht mit seiner „japanisch angehauchten“ Pentatonik auf alpenländisches Kolorit „festnageln“.
Es bot viel musikalisches Material, mit dem ich arbeiten könnte. Zudem gefiel mir der zugehörige Text von Bethge:
ganz im hier und jetzt genießt die Jugend unbeschwert den Moment. Das war dann die Idee aus der meine Musik entstand.
Es sollte eine unbeschwerte Musik werden, ganz im Fluss der Zeit. Da ich selbst nun nicht mehr zum Kreise der
Jugend gehöre hat sich durch diese Distanz eine gewisse Melancholie in der Musik ergeben, ganz ähnlich zu dem
im Text angesprochenen Spiegelbild der Szene im Wasser des Teiches.Für meine Verhältnisse brauchte ich dann sehr
viele Versuche dafür eine passende, über die Zeit der Komposition tragende, musikalisch - „technische“ Idee mit
ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten zu finden.
Diese bestand dann zu Beginn des Stückes aus folgenden Elementen:
- aus dem Mahlerzitat heraus entwickelte Achtelfiguren.
- der mixolydischen Modus auf F des Mahlerzitates verwandelte sich in einen latent phrygischen auf D in meinem Stück - d.h. bei gleichem Tonvorrat veränderte sich der Klangcharakter.
- einfache melodisch - harmonische Einfälle unterstützten den „unbeschwerten“ Charakter.
- Der musikalische Fluss, das Tempo des Mahlerzitates wurde beibehalten.
- Das Mahlerzitat habe ich fast unkenntlich ab Takt 14 in meine Musik eingebettet
- Die beiden Ensembles meines Instrumentariums verschmolzen zu einem. Wobei die melodischen Elemente eher beim Volksmusikensemble angesiedelt sind.
- ich bezog mich technisch teilweise auf die „Minimal - Music“ z.B. in der Verwendung von Patterns.
Im weiteren Verlauf des Stückes kamen dann folgendes hinzu:
- Der Grundton und die zugehörigen Skalen änderten sich mehrfach.
- eine erhöhte Spannung erreichte ich durch Verdichtung der Satzstruktur.
- Seit ich komponiere arbeite ich immer wieder mit rhythmischen Patterns - auch diese werden hier in Kombination mit 12 Ton Techniken verwendet.
- Aus diesem Material ist nach dem ersten Höhepunkt eine „Volksmusik“ Sequenz entstanden, die dann in die grosse Steigerung bis zum Höhepunkt des Werkes mündet.
- Auf dem Höhepunkt gibt es ein melodische, kontrapunktisches Geflecht, welches sich aus dem entstandenen Material generiert hat. Gleichzeitig erklingt dazu eine simple, archaische Harmonisierung mit Akkorden, die keinen funktionalen Bezug zueinander haben.
- Sämtliches Material lässt sich auf 2 Grundideen zurückführen: 1.) die Modalität, die aus dem Mahlerzitat stammt und 2.) die Arbeit mit rhythmisch - melodischen Patterns auf verschiedenste Art und Weise.
Der Schluß des Stückes führt uns wieder an den Anfang. Das Tempo ist verringert, der phrygische Modus erscheint wieder und er beendet auch das Stück.
Zm Schluss, nach getaner Arbeit kommt noch die Wahl des Titels - wie nenne ich das Ding? Meine Wahl fiel auf G = Gestalt, M = mit, P = passendem, U = Umfang.
Besetzung
Studentisches Volksmusikensemble aus Studierenden der GMPU:
Fabian Willhelmer, Klarinette
Špela Hrastnik, Violine
Theres Karisch, Hackbrett
Isabelle Hassler, Harfe
Tobias Lippauer, Harmonika
Ensemble Minui:
Anna Morgoulets, 1. Violine
Helmut Rosson, 2. Violine
Nejc Mikolic, Viola
Willhelm Pflegerl, Violoncello
Anna Gruchmann, Kontrabass
Stefan Potzmann, Klarinette
Peter Mimura, Flöte
Markus Höller, Horn
Clemens Böhm, Fagott
Dirigent:
Stephan Kühne
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Since Thou Has Lost Me
Thomas MODREJ, Prof.
Reorchestration des Rückert-Liedes “Ich bin der Welt abhanden gekommen“ von Gustav Mahler vom 16. August 1901
Wenn man als Komponist gebeten ist sich einem großen Vorbild wie Gustav Mahler schöpferisch zu nähern, bieten sich spontan mehrere Wege an: Die Paraphrasierung, Das Zitat oder die Reflexion wären beispielsweise mögliche Ansätze.
Ich habe mich jedoch für einen anderen Weg - den der Reorchestration - entschieden. Basierend auf dem Originalmaterial
des Liedes „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ aus den fünf Liedern für Singstimme und Klavier (oder Orchester) von
Gustav Mahler (auf einen Text von Friedrich Rückert) entwickelte ich eine neue musikalische Besetzung.
Anstatt der von Mahler erdachten Singstimme setze ich ein Jazz-Trio bestehend aus Jazz-Sopran-Saxofon, Jazz-Gitarre
und Jazz-Bass ein. Den Part des Klaviers aus Mahlers Komposition (respektive seiner Orchesterfassung) übernimmt in
meiner Partitur ein Kammerorchester.
Das Jazz-Saxofon bringt an markanten Stellen die Singstimme in Originalgestalt, setzt aber an vielen weiteren Stellen
die Improvisation anstatt der originalen Melodie-Noten. Ergänzt und begleitet wird der Jazz-Solist durch ein
Harmonie-Schema (in Jazz-Gitarre und Jazz-Bass), dass sich analytisch von Mahlers Partitur ableiten lies.
Das Kammerorchester orientiert sich mehr an den Linien in Mahlers Klavierbegleitung als an seiner Orchesterpartitur.
Meine Orchestrierung ist dichter und entspricht insgesamt mehr dem Jazz-Idiom, welches über diesem Stück als
Grundidee liegt.
Besetzung
Studierende und Lehrer der GMPU:
Christoph Aigner, Schlagwerk
Isabelle Hassler, Harfe
Nir Gavrieli, Oboe
Thomas Wallisch, Jazz-Gitarre
Daniel Nösig, Jazz-Trompete
Ulrich Langthaler, Jazz-Bass
Ensemble Minui:
Anna Morgoulets, 1. Violine
Helmut Rosson, 2. Violine
Nejc Mikolic, Viola
Willhelm Pflegerl, Violoncello
Anna Gruchmann, Kontrabass
Stefan Potzmann, Klarinette
Peter Mimura, Flöte
Markus Höller, Horn
Clemens Böhm, Fagott
Dirigent:
Thomas Modrej
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Wer vom Ziel nicht weiß
Mag. Jakob GRUCHMANN-BERNAU
Besetzung
Studierende der GMPU:
Christina Tschernitz, Gesang (Text: Christian Morgenstern)
Jessica Gratzer, Klavier
Ensemble Minui:
Anna Morgoulets, 1. Violine
Helmut Rosson, 2. Violine
Nejc Mikolic, Viola
Willhelm Pflegerl, Violoncello
Anna Gruchmann, Kontrabass
Stefan Potzmann, Klarinette
Peter Mimura, Flöte
Markus Höller, Horn
Clemens Böhm, Fagott
Dirigent:
Jakob Gruchmann
Fotocredits: KH Fessl
GMPU Fanfare
Mathias Johannes Schmidhammer
Besetzung
Ensemble: QinTTTonic
Marlene Kogler - Trompete
Kerstin Gruber - Trompete
Birgit Eibisberger - Horn
Sarah Schreiner - Posaune
Anna Guggenberger - Tuba
Fotocredits: KH Fessl/Christine Wultsch
Felix Mendelssohn-Bartholdy 4. Satz (Saltarello) aus der 4. Symphonie („Italienische“)
Besetzung
Ensemble Minui:
Anna Morgoulets, 1. Violine
Helmut Rosson, 2. Violine
Nejc Mikolic, Viola
Willhelm Pflegerl, Violoncello
Anna Gruchmann, Kontrabass
Stefan Potzmann, Klarinette
Isabelle Hassler, Harfe
Peter Mimura, Flöte
Markus Höller, Horn
Clemens Böhm, Fagott